🏁 Beckumer Str. 12   📞 02941 - 79332   📧 feglippstadt.verwaltung@gmail.com

Als ich vor einigen Tagen kurz den Abriss des ehemaligen Schwesternwohnheims am Evangelischen Krankenhaus beobachten durfte, überkam mich so ein ambivalentes Gefühl. Einerseits ist es gut, wenn das Alte und Perspektivlose entfernt wird. Andererseits wird da mit schwerem Gerät etwas auseinander gerissen, das viele Jahre ein Rückzugsort, Begegnungsort oder erster Wohnort nach dem Verlassen des Elternhauses war. Ich konnte aufgrund der fehlenden Hauswände wie in einem Puppenhaus die Waschbecken und Spiegel sehen, vor denen morgens vorm Frühdienst der Schlafmangel weggeschminkt wurde.

Hier wurde gefeiert, gelernt, geliebt und manchmal gelästert. Oft hörte ich beim Vorbeigehen laute Musik aus den Fenstern. Nun ist alles ein Schutthaufen. Alles hat eben seine Zeit - aber auch seine Geschichte, die wie ein Buch am Ende zugeklappt werden darf. Dann kommt der nächste Band - wie in unserem Leben. Doch wenn das mit dem Zuklappen immer so einfach wäre! Denn oft bestimmt die Vergangenheit viel mehr unser gegenwärtiges Leben als unsere Ziele für die Zukunft. In Gesprächen nehme ich oft wahr, wie hilfreich es sein kann, das Alte abzureißen und sich auf einen “Neubau” auszurichten. So, wie an der Stelle des Wohnheims neuer Wohnraum für alte Menschen entstehen wird.

Der Blick nach vorn ist eine gute Möglichkeit, dem Alten den Rücken zu kehren und Entscheidungen zu treffen, die weiterbringen. Das braucht Mut zum Loslassen oder Stehenlassen. Der Apostel Paulus schrieb im Brief an die Christen in Philippi: Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was vor mir liegt (...). Damit hatte er eine gute Richtung. Doch er meinte damit nicht persönliche Ziele für sein Leben auf der Erde, sondern hatte eine vertikale Ausrichtung vor Augen. Er schaute nach oben, wo er an den Himmel dachte und an Gottes Welt.

Er hatte keine ruhmvolle Vergangenheit und schämte sich ordentlich dafür, dass er Christen gefoltert hatte. Er blieb aber nicht dabei, sondern wußte, dass nicht seine Geschichte sein Leben bestimmt, sondern eine Person: Jesus Christus. Der macht ihn jetzt aus, gibt ihm eine neue Identität, hat ihm die Schuld vergeben, einen “Neubau” auf neuem Fundament angefangen. Demgegenüber verblasst für ihn sogar alles, was in der Vergangenheit gut war.

Das Alte hinter uns zu lassen, ist eine der ganz großen Herausforderungen unseres Leben. Gott hilft gern dabei. Das, worauf wir schauen, prägt uns. Gestatten wir Gott einen “Abriss”. Denn dann reißt er gerne alte, uns bindende Ketten mit raus und öffnet neue Perspektiven für die Zukunft - bis hin zur Ewigkeit.